Risiken beim elektronischen Publizieren
In den letzten Jahren häufen sich rasant die Berichterstattungen zum Thema „Fake Science“, was auch das seit langem bekannte Problem des „Predatory-Open-Access“ wieder stärker in den Fokus rückt. Demnach haben sich einige dubiose Verlage und Gesellschaften etabliert, welche vermeintlich „wissenschaftliche“ Zeitschriften herausgeben, die ähnliche Titel und ein ähnliches Layout wie bekannte und etablierte echte wissenschaftliche Zeitschriften aufweisen. Diese sogenannten „Predatory Journals“ werden mit gefälschten ISSNs oder Impact Faktoren beworben. Obwohl diese Zeitschriften pseudowissenschaftlich sind, erheben sie von den Autoren Publikationsgebühren (Article Processing Charges - APCs) für dieses betrügerische Geschäftsgebaren.
Die Herausgeber dieser Zeitschriften betreiben aggressive Werbung, schreiben Forschende aktiv an und fordern diese zur Veröffentlichung auf. In diesen Zeitschriften gibt es keinerlei Qualitätssicherungsverfahren wie Peer Review, auch wenn solche oft auf den Homepages genannt werden. Ein Kommentar zu dieser Entwicklung wurde in der Zeitschrift „Nature“ veröffentlicht. Als nützliches Hilfsmittel zur Identifikation seriöser wissenschaftlicher Zeitschriften kann neben dem Directory of Open Access Journals die Webseite der Initiative „Think Check Submit“ dienen. Die durch Verlags- und Bibliotheksverbände unterstützte Initiative gibt Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern eine Checkliste an die Hand, mit der die Vertrauenswürdigkeit und Seriosität einer wissenschaftlichen Zeitschrift überprüft werden kann. Um Autorinnen und Autoren weltweit über die Problematik von „Predatory Journals“ aufzuklären, wurde die dreistufige Anleitung „Think Check Submit“ in zahlreiche Sprachen, unter anderem auch ins Deutsche übersetzt. (vgl. Helmholtz Open Science Newsletter vom 30.11.2017)
In einer am 02.10.2018 verabschiedeten Stellungnahme des Senats der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) zu sogenannten Raubverlagen bekennen sich die Hochschulen zu ihrer Verantwortung für die wissenschaftliche Qualitätssicherung.
Predatory Publishing erkennen – mögliche Warnhinweise
Wie können Sie verhindern, dass Sie einem „Predatory Journal“ zum Opfer fallen? Die nachfolgenden Tipps geben einen groben Überblick ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
- Überprüfen Sie, ob die Zeitschrift, in der Sie publizieren möchten, im Directory of Open Access Journals (DOAJ) gelistet ist.
- Existiert die ISSN und ist sie korrekt?
Hierzu können Sie eine Überprüfung in der Zeitschriftendatenbank durchführen. - Ist der angegebene Ranking Factor korrekt?
Einen Impact Factor besitzen nur Zeitschriftentitel, welche in der Datenbank Web of Science nachgewiesen werden. In Scopus wird vergleichbar der sogenannte Citescore bzw. SNIP (Source Normalized Impact Factor per Paper) ermittelt und gelistet Scimago Journal & Country Rank – SJR).
Zur Überprüfung können Sie den Zeitschriftentitel in der entsprechenden Datenbank suchen. Achten Sie auch darauf, dass dieser bibliometrische Wert erst nach einem Erscheinungszeitraum von drei Jahren erstellt wird. - Beinhaltet die Homepage oder das Anschreiben, das Sie erhalten haben, viele Rechtschreibfehler und seltsame grammatikalische Formulierungen?
Solche Auffälligkeiten sind typisch für falsche Zeitschriften, da die Texte vor der Verbreitung in zahlreiche Länder oft nur durch automatische Übersetzungsprogramme geschickt werden. - Kommen Ihnen die Fristen (Peer review, Veröffentlichung) seltsam vor? Sind sie auffallend kurz?
Da de facto keine echten Qualitätsprüfungsverfahren durchlaufen werden, können diese Zeitschriften mit für das jeweilige Fachgebiet unüblich kurzen Fristen locken.
Zusammenfassung
Vor allem junge Zeitschriften sind (noch) nicht in den Initiativen bzw. Datenbanken enthalten. Es ist daher immer sinnvoll, mehrere Kriterien mit einzubeziehen.
Checklisten nutzen:
Open-Access-Journals finden:
- Suche im Directory of Open Access Journals (DOAJ)
Hier finden Sie Open-Access-Journals, deren Artikel ein Qualitätssicherungsverfahren durchlaufen. - Interdisziplinär, z.B. OA-Filterung in (lizenzpflichtigen) Datenbanken wie Scopus
- Disziplinär, z.B. Pubmed
- Ampelsystem der Elektronischen Zeitschriftenbibliothek (EZB)
- Portal open-access.network: Informationen zu Fachgebieten, z.B. Psychologie
Mitgliedschaft der Verlage in Initiativen prüfen:
- Open Access Scholarly Publishers‘ Association (OASPA)
- Committee on Publication Ethics (COPE) – auch für „Nicht-OA-Journals“
Wichtig ist, dass nicht nur im Open-Access-Publizieren schwarze Schafe existieren. Es gibt auch in den etablierten Subskriptionszeitschriften ab und an Scherz- oder wissenschaftlich nicht fundierte Artikel, welche aufzeigen, dass das Peer Review seine Grenzen hat. Lassen Sie sich also nicht abschrecken. Bei Fragen zu diesem Thema stehen wir beratend zur Seite und helfen Ihnen solche Verlage zu identifizieren.
Was können Sie tun, wenn es keine passende Open-Access-Zeitschrift gibt?
- Multidisziplinäre Open-Access-Journals nutzen
-> Bsp. PLOS ONE oder Open Library of Humanities
- Zweitveröffentlichung prüfen, z.B. mit Hilfe von dissem.in
-> Repositorium wie z.B. KLUEDO nutzen
-> Wichtig: Rechte klären und Embargofristen beachten (Tool Sherpa Romeo für Zeitschriften)
Open-Access-Team
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